Louise Aston und die LAG

Louise Aston

Der Theologe Johann Gottfried Hoche war Louise Astons Vater. Über die Mutter ist uns bislang nichts bekannt. Louise heiratete 1835 den englischstämmigen Fabrikanten Samuel Aston,. Offenbar war die Ehe von ihrem Vater mit dem späteren Ehemann arrangiert worden, Louise Aston monierte, dass die Heirat erzwungen worden wäre. Das Ehepaar wohnte in Magdeburg. Schon dort setzte sich Louise Aston über die Regeln hinweg, die die damalige Gesellschaft als von Frauen einzuhalten erachtete.
Die Ehe wurde 1839 geschieden, allerdings heiratete das Paar erneut, ließ sich 1844 jedoch ein zweites Mal scheiden. Nach ihrer zweiten Scheidung zog Louise Aston nach Berlin und lebte mit dem Dichter Rudolf Gottschall zusammen, befreundete sich mit Otto von Corvin und Max Stirner und begann auch in der Öffentlichkeit Männerkleidung zu tragen und Zigarren zu rauchen.

Sie bekannte sich früh als Atheistin, Demokratin und Republikanerin, und übte heftige Kritik am Institut der Ehe. Die außereheliche Liebe wurde von ihr mit politischen und feministischen Argumenten verteidigt. Da Ehen zeitgenössisch überwiegend als Versorgungsgemeinschaften geschlossen wurden, wären sie nicht der Hort der Liebe, der also außerhalb der Institution liegen müsse. „Eine Heirat unter solchen Umständen sei daher eine Form der Prostitution. Die zeitgenössische Frauenbewegung vertrat ähnliche Ansichten, hielt es aber für gefährlich, sie zu offenbaren, weil sie für unmoralisch gehalten wurde. Aston wurde daher sowohl von der Frauenbewegung als auch von der konservativen Gesellschaft aus unterschiedlichen Gründen kritisiert, weil sie der Meinung war, dass es erlaubt sein sollte, eine sexuelle Liebesbeziehung zu haben, ohne verheiratet zu sein.“, weiß die englische Wikipedia.

In der konservativen Presse wurde sie als Hure diffamiert. Eine Beobachtung durch die Geheimpolizei beobachtet folgte bald. Undercoveragenten wurden auf sie angesetzt und ihre Post durch die Dienste gelesen. „Schließlich wurde sie 1846 aus Berlin verbannt, weil ihre Lebensweise als Bedrohung für die herkömmliche Ordnung angesehen wurde: „Ich muss Berlin innerhalb von acht Tagen verlassen, weil ich Ideen geäußert und gelebt habe, die für die konservative Ordnung gefährlich waren.“[3] 1848 nahm sie an der revolutionären Welle in Deutschland teil. Während des Krieges diente sie bei den Freikorps in Schleswig.“, so die englische Wikipedia.

Die aktive Demokratin gründete eine eigene Zeitung, die jedoch durch die Zensurbehörden unterbunden wurde. Nach einer erneuten Ausweisung kehrte sie mit gefälschten Personalpapieren zurück nach Berlin.

„Im Jahr 1850 heiratete sie den Arzt Eduard Meier. Beide zogen nach Bremen, galten dort jedoch als gefährliche Radikale (Demokraten) und wurden beobachtet.
Aston wurde von der Polizei bespitzelt, die Agenten zu ihrem Haus schickte und ihre Briefe las. Verschiedene Städte in Deutschland arbeiteten bei diesen Bemühungen zusammen. Ihr Ehemann war Chefarzt und wurde wegen seiner Ehe mehrfach schikaniert und entlassen.“ (Wikipedia, englische Fassung).

Es gab mehrere Zersetzungsaktionen der Staatsorgane. So wurde der Ehemann angewiesen, Aston nicht im gemeinsamen Hause wohnen zu lassen, damit sie keinen Kontakt zu seinen Patienten erhielte. Ihm wurde ausserdem eine unsittliche Beziehung zu einer unverheirateten schwangeren Frau unterstellt.
Bekannt ist das überlieferte Gespräch mit den bremischen Autoritäten, in dem er fragte „Ist dies ein Versuch, mich von meiner Frau zu trennen?“ und erhielt die Antwort: „Ja, das ist richtig.“ (Gunhild Kyle and Eva von Krusenstjerna: Kvinnoprofiler, Seite 47)

Der Polizeibeamte berichtete, dass sie nur wenige weibliche, aber viele männliche Freunde hatte, die sie oft besuchten und „das Aussehen von Demokraten hatten“. Einem Polizeibeamten gegenüber gab sie zu, dass sie an die Demokratie und die Republik glaube: „Im Moment sehe ich die Sache der Demokratie als verloren an. Es wäre Wahnsinn, jetzt etwas zu tun, aber bald wird sich die Gelegenheit dazu ergeben.“[ebenda]

Ihr Gatte ließ eine wilde Rose auf ihren Grabstein meißeln und schrieb auf seinen eigenen: „Wer Gott eine Frau gab, dem gab er einen Schatz.“[ebenda]

(Der obige Text basiert auf der Übersetzung des Textes der englischsprachigen Wikipedia)

Mirjana Vuković-Reif schreibt in ihrer online verfügbaren Dissertation „Erzählen über das Elend – Armut in der Literatur von Autorinnen des Vormärz“, FU Berlin:

„Louise Aston machte einen derart provozierenden Eindruck auf ihre Mitwelt, dass die Berichte über ihr Leben und Wirken im Zeichen ihrer Rebellion gegen kleinbürgerliche Normen standen: Häufig wurde sie als „eine deutsche George Sand, eine Frau, die Männerkleidung trug und Zigarren rauchte“ und als „eine Vertreterin der freien Liebe“81 beschrieben. Im Vergleich zu allen anderen Vormärz-Autorinnen, die in den 1840er Jahren publiziert hatten, vertrat sie die radikalsten Ideen über die absolute Selbstbestimmung als Frau und Bürgerin. Sie trug ihre Ansichten über die Ehe, Sexualmoral, Religion und Atheismus offen vor und lebte zudem nach ihnen. Dies hatte nicht nur zur Folge, dass zahlreiche Zeitungsartikel über sie geschrieben wurden, die die Öffentlichkeit mit einer Mischung aus Entrüstung und Faszination verfolgte, sondern auch, dass sie viele Male von der Polizei verhört, verhaftet und ausgewiesen wurde. Es wurden Repressalien gegen ihr literarisches und publizistisches Werk ergriffen: Ihre Schriften wurden beschlagnahmt und vernichtetet, sie wurden in den Leihbibliotheken auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt, und die von ihr herausgegebene Zeitschrift wurde verboten.82 Ihre literarischen Werke erhielten eine deutlich negativere Rezeption als die Texte ihrer männlichen Zeitgenossen, die in derselben Gattung verfasst waren und dieselben Themen behandelten. Die Kenntnis der Marginalisierungsprozesse, denen Louise Aston sowohl in ihrem Leben als auch in ihrem künstlerischen Schaffen ausgesetzt war, stellt eine Voraussetzung für die Untersuchung der Frage dar, warum sie bestimmte Wege beim Erzählen über den Pauperismus im Roman Aus dem Leben einer Frau eingeschlagen hat.“ [Lizenz CCL 4.0]

Die Gesellschaft

Die Gründung der Gesellschaft geht auf ein Treffen deutscher Schriftsteller:innen in Wiesbaden 2019 zurück. Anlässlich der Bildung eines Verlages der Autor:innen, des Kulturmaschinen Verlages, ergab sich eine Debatte über Lage von Frauen in der Kunst und die Verfolgung von Schriftsteller:innen weltweit. Die meisten Anwesenden waren (resp. sind) Mitglieder des deutschen PEN-Zentrums. Das aber hat einen engen Fokus auf die Freiheit des Wortes.
In der Debatte schälte sich der Wunsch heraus, am Beispiel einer feministischen, die Gendergrenzen verlassenden Demokratin aufzuzeigen, dass der Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie nicht auf die jeweiligen Folien, auf einzelne Ebenen beschränkt gesehen werden kann. Schnell kam man auf Louise Aston.

Die LAG setzt sich ein für umfassende Freiheit in Solidarität. Sie lehnt neoliberale Egoismen ebenso ab, wie kollektivistische Untergangsszenarien des Individuums zugunsten einer Gruppe. Die Gesellschaft versteht sich als internationale Organisation.

Als Gründungspräsidentin wurde Simone Barrientos gewählt, die, in viel geringerem Maße als Aston, Bespitzelung und Zersetzung aus der DDR kennt und die seit ihrer Jugendzeit aktiv für Freiheit, Frieden und Kunst eintritt. Sie war in der Legislaturperiode des 19. Bundestages die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE.

 

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