Glücklich will ich sein oder Die Kunst zu leben
CAROLINE SCHLEGEL-SCHELLING
Ein Film von VERA BOTTERBUSCH
Filmpräsentation mit Einführung und anschließendem Gespräch mit der Regisseurin.
30. September um 19 Uhr 30
Forum 2 Kulturzentrum im Stadtteil Olympiadorf
Nadistr.3 | 80809 München
Eintritt 12€, ermäßigt 8€
In ihrem 45minütigen Film, der 1998 für das Bayerische Fernsehen entstanden ist, betreibt die Münchner Autorin und Regisseurin Vera Botterbusch im Rahmen einer Spielhandlung mit Schauspielern (Tanja Kübler, Roman Dudler, Eva Mende, Silvia Fink, Thomas Koch, Angela Bohrmann und Oliver Boysen) eine Art Spurensuche und Vergegenwärtigung: Eine heutige Germanistikstudentin setzt sich mit der Frühromantikerin Caroline Schlegel-Schelling im Rahmen einer Magisterarbeit auseinander. Zusammen mit ihrem Freund, einem Philosophiestudenten, besucht sie die historischen Orte (München, Jena, Weimar etc.) der Schriftstellerin, zitiert aus ihren Texten und erkundet das literarische Leben jener Zeit. Sie will Antworten finden auf die Frage, wie Caroline sich für die Französische Revolution begeistern konnte (sie gehörte zusammen mit Georg Forster – dem Weltumfahrer – zur „Mainzer Republik“) und dafür auf die Festung Königstein in Haft kam, wie sie zum Frühromantiker und Shakespeareübersetzer August Wilhelm Schlegel fand und wie sie diesen verließ, um den zwölf Jahre jüngeren Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling zu heiraten. Kurz: Wie Caroline ein Leben führen konnte, das zu ihrer Zeit ‚unmöglich‘ war, und das auch heute noch von außerordentlicher Courage zeugt. München ist die letzte Lebensstation Carolines. Hierhin folgt sie Schelling, der es als Professor der Philosophie in der konservativ katholischen Atmosphäre Würzburgs, wohin er zunächst berufen war, nicht ausgehalten hatte.
Am Anfang dieses Films stand die Frage: Wie kann man für das Leben einer Frau aus dem 18. Jahrhundert interessieren, die durch ihre ungewöhnlich frei gedachten, ja geradezu emanzipierten Briefe in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Wie lässt sich die historische Bedeutung der Caroline Schlegel-Schelling, ihre eigenwillige, zutiefst unangepasste Persönlichkeit, ihre emotionale Unabhängigkeit verlebendigen, das heißt für uns heute zum Leben erwecken? Der Kunstgriff, dieser Frau aus der Frühromantik, eine wesensverwandte, ‚moderne‘ Caroline zur Seite zustellen, ermöglichte mir einen szenischen Zugriff auf den Stoff, eine Vergegenwärtigung frei von historisierender Verstaubtheit. Es ging mir um die begeisterte und begeisternde Einfühlung der heutigen Caroline in die Caroline von damals, bis hin zu möglicher Identifizierung. In ihrer spielerischen Aneignung sollte ein Frauenleben aufscheinen, über dessen innere Spannkraft und äußere Dramatik man auch heute einfach nur mitfühlend staunen kann. Caroline Schlegel-Schelling umfasst in ihrem Wesen vieles von dem, was man den Frauen immer aberkennen wollte: Geist und Witz, Imagination und Intellekt, Selbständigkeit und politisches Engagement. Kurz alles das, was auch heute noch auf der Tagesordnung steht, wenn es um die Gleichstellung von Frauen geht. Denn das ist immer wieder spruchreif und dafür möchte ich erwärmen: dass hier jemand durch den Entschluss zu Selbstverwirklichung und Risiko im eigenen Leben, einen kühnen, ja exemplarischen Lebensentwurf vorgelegt hat.